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Vitos Rheingau feiert 25 Jahre Kulturzentrum Eichberg: Rückblick auf die Enthospitalisierung und Kulturprogramm zum „runden Geburtstag“

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos Rheingau gGmbH

Vitos Rheingau beging das 25-jährige Jubiläum seines Kulturzentrums Eichberg (KUZ) mit einem Festakt. Den Blick zurück auf die Anfänge des KUZ warfen Dr. Steffen Haas, damals Ärztlicher Direktor der Klinik Eichberg, und Gabriela Deutschle, langjährige Leiterin der begleitenden psychiatrischen Dienste von Vitos Rheingau. Ein szenisches Spiel der von Patienten der Klinik getragenen Theatergruppe „Anonyme ARTgenossen“ und die ebenfalls aus jetzigen und ehemaligen Patienten bestehende KUZ-Combo sorgten für die in einem Kulturzentrum unverzichtbare kulturelle Umrahmung.

Geprägt wurde der Nachmittag auch vom bevorstehenden Abschied des KUZ-Managers Jürgen Scheurenbrand. Vitos Rheingau-Geschäftsführer Stephan Köhler brachte das auf den Punkt: „Für Sie, Herr Scheurenbrand, fällt das 25-jährige Jubiläum des KUZ zusammen mit Ihrem Abschied aus dem Berufsleben – oder besser gesagt aus dem Berufsleben als Angestellter im öffentlichen Dienst. Denn Sie werden das KUZ, das Sie so entscheidend geprägt haben, weiterbetreiben – jetzt aber als eigenständiger Unternehmer und in der Absicht, Ihre Erfahrung den Jüngeren weiterzugeben, die dann hoffentlich das KUZ Eichberg in Ihrem Sinn fortführen. Herzlichen Dank für das Getane, herzlichen Dank für die Kontinuität, die Sie dem KUZ Eichberg ermöglichen – und für die Zukunft viel Erfolg.“

Die anwesenden Gäste, darunter etliche ehemalige Mitarbeitende, die an der Entstehung des KUZ maßgeblichen Anteil hatten, hörten mit Freude, dass die Spielstätte KUZ Eichberg bestehen bleibt.
Bis in die 70-er Jahre zurück gingen die Erinnerungen des Ärztlichen Direktors a.D. Steffen Haas: mit der Psychiatrie-Enquete 1975 sei die Aufgabe umrissen worden, die deutschen Psychiatrien zu reformieren. Daraus entwickelte sich dann allerorten und auch auf dem Eichberg die Enthospitalisierung. Gemeint war damit das Ende der Unterbringung von chronisch psychisch kranken Patienten in Krankenhäusern – was konkret hieß, sie schliefen in Krankensälen (Zweibettzimmern waren noch keineswegs Klinikstandard) ohne Privatsphäre, ohne sinnvolle Betätigungsangebote und weitgehend ohne Kontakt zur Realität außerhalb der Kliniken.

„Das KUZ entstand zunächst, um diesen Patienten ein Angebot zu machen“, erklärte Gabriela Deutschle im Gespräch mit Steffen Haas. Es sei darum gegangen, den Patienten einen Ort zu schaffen, an dem sie eigenständig agieren konnten. So entstanden Gesprächskreise, Tanz- und Bewegungsgruppen und kreative Angebote. Auf der zunächst von und für Patienten entwickelten KUZ-Bühne gastierten die ersten Künstler „von außerhalb der Klinik“. Auch dieses entstehende Kulturprogramm mit professionellen Künstlern diente der Psychiatrie-Reform. „Wir konnten den relativ abgelegenen Eichberg ja nicht in die Gemeinde verlegen, also haben wir Angebote gemacht, die die Menschen aus der Region zu uns brachten“, erklärt Dr. Haas.

Das Konzept ist aufgegangen; mit Künstlern wie Hannes Wader, Konstantin Wecker, Anne Haigis, Ladies Nyght, Lars Reichow und vielen anderen kamen auch deren Fans in die bis dato eher abgeschottete Psychiatrie. „Das KUZ Eichberg, in dem sich bei den Kulturveranstaltungen Patienten und Gäste aus der Region mischen, ist gelebte Integration“, sagt Stephan Köhler abschließend.

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