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"Volkskrankheit" Depression

Datum:
Fachbereich:
Erwachsenenpsychiatrie
Gesellschaft:
Vitos gGmbH

Depressive Erkrankungen können jeden treffen - unabhängig von der sozialen oder kulturellen Herkunft und den wirtschaftlichen Verhältnissen, in denen eine Person lebt. Darauf machten Teammitglieder der Depressionsstation im Vitos Waldkrankenhaus Köppern beim Angehörigen- und Patiententag aufmerksam.

Professor Dr. Gerald Schiller rät, bei Depressionen fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen

Experten gehen davon aus, dass rund 17 Prozent aller Hausarztpatienten mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Depression leiden. Damit erfüllt das Krankheitsbild längst das Kriterium einer „Volkskrankheit“, von der jedoch ältere Menschen und Frauen häufiger betroffen sind als andere Personengruppen.

Vielfältig und sehr unspezifisch können die Symptome der Erkrankung sein. Dazu zählen psychische Auffälligkeiten wie Schuldgefühle, Kraftlosigkeit, Interessensverarmung, ein Gefühl der inneren Leere oder der Hang zum Grübeln. Aber auch körperliche Symptome, beispielsweise Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Magendruck oder Rückenschmerzen können auf eine depressive Erkrankung hinweisen. „Die Diagnosestellung erfordert Einfühlungsvermögen und Erfahrung, damit eine Depression auch als solche erkannt wird“, sagte der ärztliche Direktor des Vitos Waldkrankenhauses Köppern, Professor Dr. Gerald Schiller.

Unterschieden werden depressive Erkrankungen nach ihren Ursachen, die sowohl körperlicher und psychogener als auch endogener Natur sein können. Bei der somatischen Depression zählen beispielsweise eine Unterfunktion der Schilddrüse oder Leber- und Infektionserkrankungen zu den auslösenden Krankheiten. Daher ist in diesen Fällen die Behandlung der körperlichen Grunderkrankung in der Regel ausreichend. Demgegenüber treten psychogene Depressionen häufig in der Folge von Stresssituationen oder als Reaktion auf äußere Umstände auf, etwa den Verlust eines Familienangehörigen. Bei beiden Formen der depressiven Erkrankung bestehen recht gute Heilungschancen.

Problematischer sind endogene Depressionen, zu denen unter anderem die manisch-depressive Erkrankung zählt. Die Depressionsform tritt oft unvermittelt auf und geht vielfach mit Durchschlafstörungen, Früherwachen, dem „Morgentief“, einem „Gefühl der Gefühllosigkeit“ und einem Hang zur Selbstanklage einher. Wahnideen können hinzutreten. „Die endogene Erkrankungsform kommt 'von innen heraus', und das Risiko einer Selbsttötungshandlung ist enorm groß. Deshalb ist vor allem Fingerspitzengefühl gefragt“, betonte Schiller. Hilfe und Unterstützung bieten Fachkliniken, die sich auf die Behandlung depressiv erkrankter Menschen spezialisiert haben. So steht im Vitos Waldkrankenhaus Köppern in der 20-Betten-Depressionsstation 5 ein kompetentes Team aus Fachärzten, Psychologen, Sozialarbeitern, Krankenpflegekräften sowie Ergo- und Bewegungstherapeuten zur Verfügung.

„Die pflegerisch-psychiatrische Arbeit dient der Verbesserung oder Wiederherstellung einer intakten Beziehungsfähigkeit“, sagte die Gesundheits- und Krankenschwester der Station 5, Stefanie Ziegler. Gesunde Anteile würden durch Förderung des Selbstwertgefühls, der Selbständigkeit und der Eigeninitiative erhalten. Hinzu kämen Hilfen bei der Weiterentwicklung verbliebener Fähigkeiten. Diese Zwecke verfolgten unterschiedliche pflegerische Maßnahmen, darunter Außenaktivitäten, Kegeln, Frühsport, Orientierungs- und Kochgruppen.

Möglichkeiten der psychotherapeutischen Unterstützung stellte die Diplom-Psychologin Antje Frenz vor. Die Therapievielfalt biete psychoanalytische, tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Verfahren, die die vorhandenen Ressourcen der Patienten herausarbeiteten und ihnen im Ergebnis „Hilfe zur Selbsthilfe“ an die Hand gebe. Die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Gefühlswahrnehmung gehörten ebenso dazu wie das Entwickeln von Bewältigungsstrategien und das Fördern positiv geprägter Denkmuster.

Ihrer Krankheit aktiv begegnen können depressive Menschen in der Ergo- und der Bewegungstherapie. „Die Ergotherapie verbessert die Handlungsfähigkeit der Patienten in sozialer, beruflicher, handwerklicher, kognitiver und lebenspraktischer Hinsicht“, betonte Karoline Oschwald. Ziel sei es, die Vertrauens- und Beziehungsfähigkeit wiederherzustellen, Motivation und Eigeninitiative zu stärken und so die Aktivierung der Patienten und deren Strukturierungsfähigkeit zu unterstützen. „Diese Schritte führen zu einem gesteigerten Erleben von Lebendigkeit und Handlungsfähigkeit – und damit zu einem gesunden Realitätsbezug“, führte die Ergotherapeutin aus. Energie, Ruhe, Kraft und ein Gefühl für den eigenen Körper vermittelt die Bewegungstherapie. „Die Depression wirkt sich negativ auf die Körperhaltung aus“, wusste die Bewegungstherapeutin Heidemarie Hagen zu berichten, die in ihren Therapiestunden unter anderem mit Methoden der progressiven Muskelentspannung, chinesischen Gymnastikübungen und einem „Fußparcours“ arbeitet. Die Folgen zeigten sich in einer Stärkung der Gehirntätigkeit und des Blutkreislaufs sowie der Steigerung des Wärmegefühls.

„Die Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die jedoch häufig gut zu behandeln ist. Deshalb rate ich allen betroffen Menschen dazu, den ersten Schritt zu tun und fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wer diese Hürde erst einmal genommen hat, für den ist auch das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr weit“, laute Professor Schillers abschließende Empfehlung.

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