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Warum ein Weltdrogentag Sinn macht

Datum:
Fachbereich:
Fachbereichsübergreifend
Gesellschaft:
Vitos Weil-Lahn gGmbH
Dr. Gundula Rippen ist stellvertretende Ärztliche Direktorin und leitende Fachärztin im Bereich Suchtbehandlung der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hadamar. In dieser Funktion leitet sie die psychiatrische Ambulanz auf dem Mönchberg.

Weilmünster. Dr. Gundula Rippen ist stellvertretende Ärztliche Direktorin und leitende Fachärztin im Bereich Suchtbehandlung der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hadamar. In dieser Funktion leitet sie die psychiatrische Ambulanz auf dem Mönchberg. In einem Interview äußert sie sich zu der Verbreitung von Drogen im heimischen Landkreis und was jeder tun kann, der eine solche Problematik bei jemandem bemerkt.

Der 25. Juni wird auch als Weltdrogentag bezeichnet. Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, einen Tag wie diesen zu haben?
Drogen stellen nicht nur in Deutschland sondern in der gesamtem Welt nach wie vor ein großes Problem dar. Es ist trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, den Gebrauch von Drogen wesentlich zu vermindern. Zwar gibt es von Zeit zu Zeit Veränderungen im Einnahmeverhalten von Drogen. Aber nach wie vor bringen sie aber viel Leid für die Betroffenen und deren Familien. Drogen schädigen in unterschiedlicher Art und Weise nicht nur die psychische und physische Gesundheit der Betroffenen bis hin zur Invalidität und zum Tod. Sie führen auch zu Schädigungen  im familiären, beruflichen und sozialen Bereich. Darüber hinaus sind Drogen natürlich auch ein volkswirtschaftliches Problem, weil sie  hohe Kosten für die verschiedenen Versicherungsträger verursachen.
Durch den Weltdrogentag  sollen die vielfältigen Folgen des Drogenkonsums und die daraus resultierenden Probleme in Erinnerung gerufen werden.  


Sie arbeiten täglich mit Menschen, die mit einer Suchtproblematik zu kämpfen haben. Wie verbreitet sind diese Substanzen in unserem Landkreis?
Für unseren Landkreis und die im Umkreis fehlen leider genaue Zahlen zur Verbreitung von Drogen. Wir beobachten in den letzten Jahren allerdings eine deutliche Zunahme von Menschen, die Hilfe suchen wegen ihres Cannabiskonsums. Auch die Anzahl der Amphetaminkonsumenten hat zugenommen.
Crystal Meth, das in den östlichen Bundesländern und in Bayern eine große Rolle spielt, ist  hier im Landkreis wenig verbreitet.
Nicht selten sehen wir Patienten, die parallel Cannabis und Amphetamine konsumieren.
Seit drei oder vier Jahren erfahren auch hier im Landkreis die sogenannten Legal Highs eine deutliche Zunahme. Hinter der Bezeichnung verstecken sich unter anderem Kräutermischungen, Spice und Badesalze. Dabei handelt es sich um Drogen, die eine Wirkung haben, die der von Cannabis und zum Teil auch der von Amphetaminen ähnelt. Sie werden frei über das  Internet verkauft. Problematisch an den Legal Highs ist, dass ihre Wirkung zum Teil sehr stark ist, dass der Inhalt den Käufern unbekannt ist, sich die Zusammensetzungen dieser Drogen ständig  ändert und die Substanzen in normalen Drogenscreenings nicht nachgewiesen werden können. Ein Nachweis ist nur mit speziellen Verfahren möglich.
Der Gebrauch von Opiaten scheint etwas rückläufig zu sein. Abhängige dieser Substanzen weichen vermehrt auf opiathaltige Schmerzmittel aus. Stationäre Entgiftungen von opiathaltigen Schmerzmitteln zeigen einen leichten Anstieg.

Können Sie eine Tendenz in Alter und Geschlecht ausmachen?
In den Beratungen und Sprechstunden finden sich deutlich mehr junge Männer als Frauen mit Cannabismissbrauch beziehungsweise eine entsprechenden Abhängigkeit.
Insgesamt scheint die Zahl der Opiatabhängigen im Kreis leicht zurückzugehen. Betroffene werden älter, was sicher auch auf bessere Behandlungsmöglichkeiten zurückzuführen ist.

Wenn ich jetzt merke, dass ein Freund, oder Familienangehöriger in eine Sucht abrutscht, was kann ich da tun?
Am besten ist, ihn anzusprechen und ihm - wenn möglich -  empfehlen, etwas gegen seine Sucht zu tun. Es wäre günstig, ihm nahezulegen, Einrichtungen der Suchthilfe wie Caritas, Diakonisches Werk, Jugend- und Drogenberatung, Selbsthilfegruppen, Gesundheitsamt, Hausarzt oder einen Psychiater aufzusuchen.
Das Gespräch sollte offen geführt werden. Eine Verschleierung der Erkrankung mit dem Gedanken, so Gutes für den Betroffenen zu tun, ist nicht sinnvoll.
Möglicherweise bestehen Schuld- und Schamgefühle. Es sollte versucht werden, dem Betroffenen bei der Überwindung zu helfen. Eine Suchterkrankung ist eine anerkannte Krankheit, die einer entsprechenden Behandlung bedarf.
 
Gibt es ausreichend Hilfsangeboten im Landkreis? Sind diese bekannt genug?
Es gibt vielfältige Hilfsangebote im Kreis Limburg Weilburg, die gerade schon genannt wurden. Wahrscheinlich sind nicht alle bekannt. Im Zweifelsfall kann man immer seinen Hausarzt fragen oder sich auch im Gesundheitsamt erkundigen.
Eine etwas mangelhafte Versorgung sehe ich bei jugendlichen  Abhängigen, die eine Behandlung benötigen. Darüber hinaus fehlen Versorgungsplätze für Patienten, die eine Entgiftung absolviert haben und auf einen Rehabilitationsplatz warten.

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